Kritiken: Weihnachtskonzert

Stargast wurde enthusiastisch gefeiert!

Bassist Daniel Lewis Williams aus New York in der Stadthalle
"Einfach stundenlang zuhören!"

"He's got the whole world in his hand", stehende Ovationen, begeisterter Applaus beim Finale eines großartigen Konzertsabends in der Rodinger Stadthalle. In den Opernhäusern der ganzen Welt ist er zu Hause, Bassist Daniel Lewis Williams. Er hatte an diesem unvergesslichen Abend, beim "Festlichen Konzert zum Advent" (so die Programmankündigung) in Roding zwar nicht "the whole world", aber doch ein Publikum "in his hand", das den international renommierten Gastsolisten enthusiastisch feierte. Der Schreiber hütet sich selbst vor Superlativen und zitiert dafür lieb er eine spontane Publikumsäußerung! "So etwas haben wir in Roding noch nicht erlebt."

Daniel Lewis Williams ein Baß, so voller Ausdruckskraft und Wärme, weiche prägnante Interpretation, einfühlend. Leben verleihend diesen sinnesschweren, von der Romantik geprägten, für uns heute nicht immer leicht zu verstehenden Texten. Nochmals Publikumsstimme: "Schad', daß' so schnell vergeht, ich könnt' dem stundenlang zuhören."

Stargast Williams begeisterte mit Weihnachtsliedern von Peter Cornelius (1824-1874), Lieder, so recht geeignet, nostalgische Kindheitserinnerungen an diese Tage großer Geheimnisse und festlich geschmückter Stuben wachzurufen: "O fröhliche Zeit, o seliger Traum." Freilich genügte es bei einem Sänger vom Formats eines Williams auch, sich rein dem musikalischen Genuss hinzugeben und einfach nur "stundenlang zuzuhören" wie die schon zitierte Dame, denn die Cornelius-Texte müssen Menschen heute nicht mehr unbedingt ansprechen. Wollen wir sie nicht kitschig nennen, sondern aus der Zeit heraus verstehen, in der sie entstanden sind (z.B. "In den Windlein das Kindlein"/"Auch Euch beglücke Christkindlein"). Williams hatte damit keine Probleme und wenn wir Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts dabei eine Art Gänsehaut bekommen, dann wäre' vielleicht auch die Frage angebracht, ob es nicht überhaupt eine Krankheit unserer Zeit ist, keine Gefühle zu zeigen. Immer schön cool bleiben.

Ist's ein Vorurteil, dass Weiße diese spirituelle, "schwarze" Musik nicht singen können? Ja! Eben doch Widerlegt hat es wiederum dieser großartige Daniel Lewis Williams mit seiner Zugabe vor einem Rodinger Publikum, das zum Finale schier aus dem Häuschen geraten war: "He's got the whole world, in his hand ..."

Süddeutsche Zeitung, München